Elisia ist ein kleines Einhorn mit einem wunderschönen
weichen Babyfell, das nicht ganz weiß ist , sondern zart
rosa in der Sonne strahlt und ihr langes weißes Horn
streckt sie neugierig nach vorne. Doch Elisia ist ganz
traurig, denn sie hat ihre Eltern verloren. Sie wollten sie
nur kurz alleine lassen, um nach neuen Orten zur Energie-
schöpfung Ausschau zu halten und nach liebevollen
Menschen zu suchen. Energie braucht jedes Lebewesen,
jede Pflanze, jeder Baum. Alles, was es auf der Erde gibt,
besteht aus Energie und lebt von Energie.
Die Menschenfrau machte sich auf den Weg, um nach
einem Rosenquarz für Elisia Ausschau zu halten. Es
dauerte auch nicht lange, bis sie einen Kristall in einer
großen Stadt gefunden hatte. Einen wunderschönen,
großen Stein, der nur für Elisia da zu sein brauchte, damit
diese wieder etwas fröhlicher, glücklicher und vor allem
wieder gesund wurde.
Elisia fühlte sich inzwischen schon auf dem kleinen
Grundstück heimisch, ihr ging es gesundheitlich besser
und da sie wieder bei Kräften war, ging sie auf
Erkundung und schaute sich ihre neue Umgebung etwas
genauer an. Auf der großen Wiese tummelten sich einige
Hunde im Gras. Als sie Elisia sahen, sind sie sehr
erschrocken und ein lautes Bellen ließ sich vereinzelt
vernehmen, da die Hunde durch den Anblick von Elisia
etwas verunsichert waren.
Die kleinen Elfen hatten in dem etwas unordentlichen
Garten alle Hände voll zu tun. Da die Menschenfrau, wie
viele andere Menschen auch, immer wenig Zeit hatte,
konnte sie sich um den Garten nicht richtig kümmern. Sie
hatte auch nicht sehr viel Ahnung von Gartenarbeit. Die
Sträucher wurden geschnitten, wenn die Menschenfrau
dachte, sie seien zu groß geworden und mussten gekürzt
werden, doch manchmal war es der falsche Zeitpunkt,
was sie aber nicht wusste. Und die Sträucher nahmen
es ihr auch nicht übel. Sie waren dankbar, dass man ab
und zu an sie dachte und sie mit Wasser begossen wurden,
denn es war ein sehr heißer Sommer.
In jedem Baum, den es gibt, lebt auch ein Baumgeist. Der
Baum und der Baumgeist sind eins, sie gehören
zusammen. Dieser Geist bewacht den Baum und lebt so
lange mit ihm zusammen, wie auch der Baum lebt. Wird
der Baum abgeholzt, so muss sich der Baumgeist einen
neuen Lebensraum suchen oder er entscheidet sich, zu
sterben.
Einige wenige Stunden waren vergangen, als Elisia und
Tocar mehrere Stimmen von Menschenwesen
vernahmen. Papa, du kannst doch die schöne Kastanie
nicht fällen", hörten Elisia und Tocar einen Menschen-
jungen zu seinem Vater sprechen. Sie ist doch schon so
alt und so dick Bäume dürfen nicht mehr gefällt werden,
dazu brauchst du eine Genehmigung."
Der Menschenvater stand vor der Kastanie und überlegte,
wie er die große elektrische Säge am besten ansetzen
konnte, um den Baum zu fällen. Er ging noch einmal um
die Kastanie herum, doch die Gedanken ließen sich nicht
vertreiben, ob er es nun richtig machte, sich von dem
Baum zu trennen. Was habe ich nur für Gedanken?"
dachte der Mann. Julian hat mich schon angesteckt. Es ist
schade, das der Baum Platz machen muss. Nein, er ist
sehr groß geworden und lässt zu wenig Sonne in den
Garten. Das Holz kann ich gut für den Kamin als
Brennholz im Winter verwenden."
Der Tag ging langsam zu Ende und Elisia legte sich in
ihrem kleinen Garten ins Gras. Die Katzen , mit denen sie
keine Probleme mehr hatte, leisteten ihr Gesellschaft.
Elisia war etwas müde, sie hatte viel gespielt. Zum einen
mit dem Kater Jerry, den sie bei seinen Streifzügen
begleiten durfte und zum anderen erlaubte ihr die
Katze Hanny, mit ihr auf dem kleinen Grundstück
Schmetterlinge zu fangen. Und dies war eine große Ehre,
da Hanny das Schmetterling-Fangen immer nur für sich
beanspruchte.
Es war ein schöner Nachmittag und Elisia sonnte sich in
dem kleinen Garten neben der Tanne. Unverhofft kam die
Menschenfrau auf Elisia zu und sagte zu ihr: Elisia, ich
gehe zu Laura. Hast du Lust mitzukommen?" Elisia sprang
sofort auf. Oh ja, gerne! Du weißt doch, wie sehr ich
Laura mag und ich habe sie länger nicht gesehen. Ich
mache mich schon auf den Weg, denn ich bin ja doch
schneller als du", sagte sie und flugs war Elisia über die
große Wiese gelaufen und verschwunden.
Die Sonne stand hoch am Himmel, als Elisia ihre Augen
aufschlug und sich reckte und streckte. Sie hatte in der
vergangenen Nacht von vielen Einhörnern geträumt und
dieser Traum war so schön, dass sie nicht aufwachen
wollte und somit heute erst sehr spät mit ihrem Tagewerk
beginnen konnte. Ihr Gefühl sagte ihr, dass dieser Tag ein
ganz besonderer werden sollte.
Es war ein ungemütlicher Tag. Richtig grau sah der
Himmel aus und es regnete in Strömen. Es regnete schon
viele Tage und Wochen und die Sonne wollte einfach nicht
zum Vorschein kommen. Die Elfen hatten es sich unter
den Blättern der Sträucher gemütlich gemacht und ruhten
sich aus. Sie wollten erst wieder aktiv werden, wenn die
Sonne wieder lachte. Die Vögel saßen dicht beieinander in
den Bäumen und machten sich ganz klein, damit der
Regen an ihren Federn herunterfließen konnte und ihnen
nicht zu kalt wurde.
Der Regen hatte immer noch nicht nachgelassen. Was
Elisia jedoch bei diesem Wetter große Freude bereitete,
war, dass die Menschenfrau ihr gesagt hatte, sie könnte
mit in ihr Haus kommen. Sie sollte bei diesem
ungemütlichen Wetter nicht alleine in dem kleinen Garten
hinter dem Haus bleiben. Die Elfen waren auch wieder
unsichtbar in den Sträuchern verschwunden und die
Katzen hatten keine Lust nach draußen zu gehen, um zu
spielen.
Der nächste Tag brach herein und die Sonne strahlte
schon in ihrer ganzen Pracht. Elisia hatte gut geschlafen
und die Menschenfrau war heute auch nicht mehr müde,
denn sie bereitete sich darauf vor, um einen Teil des Sees
herum zu laufen. Zu Hause lief sie auch jeden Morgen ihre
Strecke. Heute begleitete Elisia die Menschenfrau, da es
ihr alleine zu langweilig war und sie die Umgebung etwas
besser kennen lernen wollte.